
Liebe:r Dach-Begeisterte:r, Wie einige von euch schon im letzten Jahr in Hamburg erleben konntet, möchte obenstadt das Format der bekannten Rotterdamer Dachtage nach Hamburg bringen. Denn auch in Hamburg ist es an der Zeit die Dachnutzung durch Dachexkursionen und Dachveranstaltungen zu fördern und auf die verborgenen Potentiale über unseren Köpfen aufmerksam zu machen. Da uns der Besuch in Rotterdam im letzten Jahr super viel Energie und Inspiration für die Planung und Durchführung der Hamburger Dachtage 2022 gegeben hat, war für uns klar, dass wir auch in diesem Jahr wieder in Rotterdam dabei sein und uns mit Dachaktivist:innen aus ganz Europa weiter vernetzen werden. Davon wollen wir euch in unserem ersten Sommer-Newsletter 2023 berichten. Viel Vergnügen mit unserem Reisebericht von den Rotterdamer Dächern. Hier im Newsletter in Kürze, und online auf unsere Website in längerer Version, mit mehr Highlights von uns! Liebe Grüße von Justus und Heiner |
Unser Besuch bei den Rotterdamer Dachtagen
2. – 4. Juni

Rotterdamse Dakendagen (Rotterdamer Dachtage) finden einmal im Jahr – Anfang Juni – statt. Insgesamt waren in diesem Jahr rund 60 Dächer in Rotterdam zugänglich und konnten von Interessierten besucht werden. Auf einigen dieser Dächer fand zudem ein bunter Mix aus Veranstaltungen und Rundgängen, Konzerten, Theateraufführungen in luftigen Höhen statt. Natürlich konnten wir nicht bei allen Events und Dächern vorbeischauen und berichten in unserem Newsletter von unseren persönlichen Highlights von und rund um die Rotterdamer Dachtage 2023: |
Depot


Depot von oben macht schon von weitem Lust auf obenstadt und einem Besuch der Dachfläche – noch mehr bei blauem Himmel aber auch sonst ein Besuch wert. Bild: Justus Quanz Am Donnerstagabend waren wir zum persönlichen Auftakt der Rotterdamer Dachtage auf dem Depot Museum Boijmans Van Beuningen. Das Depot Boijmans Van Beuningen ist das erste öffentlich zugängliche Kunstdepot der Welt und ist (fast) jeden Tag nach 18 Uhr frei und ohne Ticket zugänglich. Es wurde vom Architekturbüro MVRDV entworfen und beherbergt die gesamte Depositensammlung des Museums Boijmans Van Beuningen. Das Gebäude hat sieben Stockwerke und ist schüsselförmig mit reflektierenden Platten verkleidet, die eine Art verkleinertes Spiegelbild der Umgebung erzeugen. Dafür wurden mehr als 1.600 Spiegelflächen mit einer Gesamtfläche von über 6.600 m² an die Fassade gebracht. Als Inspiration diente hier tatsächlich eine aluminiumfarbene IKEA-Schale für die Form des Gebäudes – daher wird sie umgangssprachlich oft auch als Teekanne bezeichnet. Auf dem Dach gibt es ein von einem Birkenwald umgebenes Restaurant; In 39,5m Höhe kann man hier über Rotterdam blicken.. Auf der Ostseite gibt es eine schöne Photo-Kunst-Aktion: „Take an Aerial Photo of yourself…“ über einen QR Code kann man mittels WhatsApp eine Kamera im Boijmans Turm gegenüber auslösen und man bekommt dann per WhatsApp ein Photo von sich selbst zugeschickt. „…TADA“ Super lustige Idee!” |
Bovenop Zuid

Freitag früh haben wir uns zuerst am Theater Zuidplein getroffen und erstmal unsere Akkreditierungen abgeholt. Währenddessen haben wir natürlich viele Dachbegeisterte und -engagierte aus ganz Europa (wieder-)getroffen und uns beim ersten Kaffee zum gesamten Programm und unseren Interessen und Programmen in den unterschiedlichen Städten ausgetauscht. Es ist sehr spannend wie viel doch in allen europäischen Städten auf den Dächern in Bewegung kommt … Dann ging es mit viel Energie hoch zur „Hauptattraktion“: das Dach des Einkaufszentrum Bovenop Zuid. |




Auf einer Fläche von nahezu sechs Fußballfeldern auf verschiedenen Ebenen, haben hier verschiedene Künstler:innen das Dach des Zuidplein in eine Kunstlandschaft mit einer 850 m langen, leuchtend gelben Route entlang der Kunstwerke verwandelt. Die Kunstwerke sind von Geschichten aus den Vierteln rund um das Dach inspiriert und auch von Küstler:innen aus der Nachbarschaft gestaltet. Das Ziel ist es, den Raum auf dem Dach als Plattform für neue Perspektiven auf das Viertel, seine Bewohner:innen, seine Geschichte und seine Entwicklung zu nutzen. Dies ist nicht das erste Kunstprojekt auf einem Dach von prominenten Gebäuden in der Gegend; auch in 2019 ( Sleeping Giants) und 2022 (Rooftop Walk) hat es Dachinstallationen gegeben. Das Dach des Bovenop Zuid konnte den ganzen Juni 2023 über als Kunstausstellung besichtig und das Dach begangen werden. |


Knowlegde Day
Im Anschluss haben die Workshops des knowledge Days mit einem vielfältigen Programm für Dachinteressierte begonnen. Die Teilnehmenden konnten sich je nach persönlichem Schwerpunkt für einen Workshop oder eine Exkursion ihrer Wahl entscheiden. Im Anschluss haben die Workshops des knowledge Days mit einem vielfältigen Programm für Dachinteressierte begonnen. Die Teilnehmenden konnten sich je nach persönlichem Schwerpunkt für einen Workshop oder eine Exkursion ihrer Wahl entscheiden. |



Aufstocken: Was bedeutet das für die Stadt? Im Workshop sollte es um die Möglichkeit der Nachverdichtung unserer Städte gehen. Dabei sollte sowohl drüber gesprochen werden, wie wir neue Gebäude auf die Dächer bringen, als auch, was dann auf deren Dächern passiert. In der Fachrunde aus Architekt:innen, Wissenschaftler:innen, Verwaltungsangestellten und sonstigen Dachbegeisterten wurde über die unterschiedlichen Herausforderungen gesprochen, die sich beim bauen auf dem Dach ergeben können. Gleichzeitig wurde auch über mögliche Lösungsansätze nachgedacht, sodass am Ende des Workshops ein drei-stufiger Plan stand, der Grundlage für weitere zum Thema folgende Workshop sein soll. Workshops auf dem Dakakker „How to build a Green Rooftop“ – Intensiv begrünte und wasserrückhaltende Dächer Rob Luyk hat uns unten am Eingang zum Dakakker schon empfangen. Rob ist ein Fachmann, der sich mit dem DakAkker und dem smartroof beschäftigt hat – Er ist unabhängiger Berater und arbeitete seit 2021 als Stellvertretender Direktor für Binder Bv. Wir sind mit einer kleinen Gruppe von 7 Leuten auf dem Dakakker der Urban Farm auf dem Dach des „Schieblocks“. Rob stellt uns erst einmal eine leere grüne Holzkiste hin. Wir sollen in dieser Kiste …Schicht für Schicht ein Gründach aufbauen. Dazu können wir die rundherum zur Verfügung stehenden Materialien benutzen… aber wir sollen auch begründen, warum wir meinen dass das von uns gewählte Material richtig ist. So nach und nach legen wir also isolierende Folien, Sperrschichten, Granulat…etc. aufeinander… es dauert eine Weile aber es wird. Es macht viel Spaß und wir lernen, dass es einige Fallstricke gibt. Man kann also nicht so einfach irgendwo „ein bisschen Erde auf das Dach werfen…“ Rob gibt gute und „ehrliche“ Einblicke in das Thema intensives Gründach. Man kann z.B. nicht alle Pflanzen auf ein Dach pflanzen Bambus z.B. würde jede Sperrfolie zerstören, da die Wurzeln einfach dadurchwachsen. Leider war dann schon wieder die Zeit vorbei und ich eilte (allerdings mit super Eindrücken) zum Knowledge Day auf das Dach des „Las Palmas“. |



Nach den Workshops gab es auf dem Dach des Las Palmas Gebäudes im Rahmen des Knowlege Day Fachvorträge . Unter dem Motto haben verschiedene Redner:innen Fachvorträge über die Zukunft von Dächern in Städten gehalten. Die Themen reichten von Fakten und Werten rund um die Nutzung von Dächern und spannten den Bogen bis zu deren entscheidenden Rolle bei der Veränderung unserer Städte im Sinne der Klimaanpassung. Die Veranstaltung zielte darauf ab, das Denken über Dächer in unseren Städten zu verändern und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie verschiedene Aspekte wie Nachhaltigkeit, Biodiversität, Energie und öffentliche Nutzung von Dächern optimiert werden können. Unter anderen mit: Ieke Benschop: sprach über den Nationaal Daken Plan der die Mythen über Dächer entkräftet hat und die Fakten über Wasserrückhalt, Biodiversität, Energie und öffentliche Nutzung von Dächern aufdeckt. Michael Hardman: Professor für urbane Nachhaltigkeit an der Universität Salford und Co-Leiter des Salford Care and Urban Farm Hub hat neue Wege untersucht, wie die Nachhaltigkeit in städtischen Gebieten gefördert werden kann, von radikaler Begrünung, Guerilla-Gärtnern bis hin zur urbanen Landwirtschaft. Indy Johar: Mitbegründer und Direktor von Dark Matter Labs, erklärte (in einem sehr intensiven Vortrag), wie wir unsere Städte anders betrachten müssen, um größere Übergangsprobleme (wie Energie und Klima) anzugehen, und wie Dächer für die Zukunft der Städte entscheidend sein werden. Du kannst alle Vorträge HIER sehen. |
Dachtour mit Mitarbeitenden aus der Umweltbehörde in Hamburg
Am Samstag konnten auf einer Vielzahl von Dächern in Rotterdam unterschiedliche Programmpunkte besucht werden. Zusammen mit Katrien Ligt (obenstadt / Rotterdamer Dachtage) haben wir für die mehr als 25 Mitarbeitenden der Umweltbehörde in Hamburg eine Exkursion über ausgewählte Dachstandorte organisiert. Dabei wurde den Behördenvertreter:innen nicht nur gezeigt was im Rahmen eines Dachfestivals in Rotterdam gemacht wird sondern auch Inspiration gesammelt was auf Dächern alles möglich ist |
ZOHO



ZOHO Rotterdamse Dakendagen. Bild: Frank Hanswijk


Das Dach im Gebiet ZOHO ist aktuell zwar schon r elativ gut erschlossen, bis auf ein paar traurige Bänke wie von der Autobahnraststätte befindet sich hier aber sonst nichts. Zum Glück war es temporär möglich in Kooperation mit den Master Archtitekturstudierenden der Akademie für Baukunst ein Pavillon auf dem obersten Geschoss des Gebäudes zu errichten. Das Material dafür hatten die Studierenden von der Gemeinde Rotterdam ausgeliehen und aufwändig saniert. So konnten hier für ein paar Tage während entspannter Talks gesessen und die Aussicht auf das umliegende Gebiet genossen werden. Dies wird voraussichtlich in den nächsten Jahren aufwändig umgebaut um mehr Platz für Wohnen in der zentralen Innenstadt zu schaffen. |
Gebouw de Heuvel
Das De Heuvel Gebäude wurde von der Stadt Rotterdam als Beispiel für verschiedenen Dachnutzungen verwendet. Hier finden sich die unterschiedlichen Dachtypen die auch im Rooftop Catalogue von MVRDV beschrieben werden und hier ganz praktisch erfahren werden können. So gibt es ein blaues Dach auf dem Wasser in kleinen Teichflächen eingestaut wird, ein gelbes Dach mit Solarpanelen durch die Energie erzeugt wird. Aber auch ein rotes (Soziales), und grünes (Biodiversität und Vegetation) Dach findet sich auf dem De Heuvel Gebäude. |
Heineken Brauerei
Das Dach der Heineken Brauerei in Rotterdam war nur der i-Tüpfelchen auf einer Tour durch die Rotterdamer Zentrale der Heineken Brauerei. Zwar waren auch die (historischen) und mit einem Audio-Guide Ausgestatteten Sitzungs- und Verwaltungsräume der Brauerei einen Besuch wert, aber für uns war besonders der Aufstieg zum dem zwar kleinen Dach ein Besuch wert. Von hier gibt es einen super Blick auf das Stadtzentrum von Rotterdam, da sich das Gebäude selber etwas außerhalb des Zentrums befindet. Das Dach und Gebäude ist genau wie das Dach des Museum Boijmans Van Beuningen auch außerhalb der Rotterdamer Dachtage zugänglich und einen Besuch wert. |
De Kroon




Das Gebäude De Kroon befindet sich im Westen von Rotterdam und beherbergt viele verschiedene kreativschaffende Handwerker:innen. Es brummt und lebt in diesem Haus und alle kreativen Ideen finden hier ihre Möglichkeit zur Umsetzung. So auch die Idee vom Collektiv Dakdorpen, das sich zum Ziel gesetzt hat das Leben auf den Dächern zu bereichern. Aber wie auch in Deutschland, ist es auch in den Niederlanden nicht so einfach auf dem Dach zu wohnen. Dennoch ist es gelungen hier ein Experimentierfeld zu schaffen um in Modularer Bauweise ein Dorf auf dem Dach (“Dakdorpen”) entstehen zu lassen. Die dafür erforderlichen Behausungen sind Tiny Houses die in der Nähe von de Kroon gefertigt werden. Wie uns Philipp berichtet hat, erhoffen sich die Menschen die hier Arbeiten dadurch nicht nur ein Mehrwert für die Hausgemeinschaft, sondern auch eine Patenschaft für das Dach des Gebäudes. Bereits heute finden dort regelmäßig die Mittagspausen statt und erste Elemente zur Begrünung sind auch schon vorhanden. Aber gerade diese bedürfen während der trockenen Sommerwochen mehr Pflege. Die ersten Bewohner:innen sind auch schon eingezogen, denn Philipp konnte im Rahmen seines Studiums hier ein Hotel für unterschiedliche Tiere als attraktive und belebte Absturzsicherung installieren. Dass die Behausung von den Meisen schon angenommen wird, konnten wir während unserer Exkursion selber erleben, nur auf ein Foto wollten die Gäste nicht. |
De Groene Kaap



Im Wohnkomplex das mehrere Gebäude miteinander verbindet befindet sich eine Dachlandschaft mit attraktiven Aufenthaltsräumen für Menschen und Tiere. Die Dächer der unterschiedlichen Gebäude sind aus dem Innenhof zu erreichen und über Brücken miteinander verbunden. Die Dächer sind während der Tageszeit zugänglich und laden zum verweilen und ausruhen ein. |


De Kaai



Ein absoluter Geheimtipp war in diesem Jahr die Besichtigung der leerstehenden Fabrik De Kaai in der bis vor kurzem noch Erdnussbutter und Margarine hergestellt wurde. Währen der Besichtigung konnten wir über die riesigen Dachlandschaften wandeln und in schwindelerregender Höhe zwischen Leitungen und Rohren wandeln. Zurück auf dem Boden wurden wir dann noch über die zukünftigen Pläne des Geländes informiert, denn auch hier soll in zentraler Lage von Rotterdam neuer Wohnraum entstehen. |

Zurück nach Hamburg
All diese Eindrücke, Begegnungen und Erfahrungen motivieren uns auch in Hamburg weiter für die Aktivierung der Dachlandschaften zu arbeiten. Dafür sind wir natürlich neben der vielen Ehrenamtlichen Unterstützung unserer Mitglieder auch auf die Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Partnern aus der gesamten Stadt angewiesen und müssen uns als Organisation formal aufstellen. Daran haben wir in den letzten Monaten viel gearbeitet und freuen uns euch im nächsten Newsletter über die Fortschritte zu berichten. |